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Egon Schiele Jubiläumsschau Reloaded in Wien

Verantwortlicher Autor: Schura Euller Cook Wien, 01.12.2018, 18:58 Uhr
Kommentar: +++ Kunst, Kultur und Musik +++ Bericht 8883x gelesen

Wien [ENA] Über 400 000 Gäste besuchten seit März 2018 "Egon Schiele Reloaded", die bisher erfolgreichste Ausstellung im Leopold Museum Wien. Warum begeistert Egon Schiele, dieser zentrale Protagonist der Wiener Moderne, auch heute noch das kunstinteressierte Publikum? Den Bogen von der Moderne zur Postmoderne zu spannen ist nicht immer leicht. Aber genau das versucht diese Ausstellung. Wie macht sie das?

Sie setzt eine Auswahl von zeitgenössischen Kunstwerken Schiele gegenüber und kreiert damit einen "spannenden Dialog" wie Hans-Peter Wipplinger, Direktor des Leopold Museum, ausführt. Die Kuratoren Verena Gamper und Diethard Leopold begründen den dialogischen Ausstellung Design damit, dass die neun inszenierten Zwiegespräche einen neuen Blick auf Schieles Schaffen ermöglichen". Nichtsdestotrotz stellt sich die Frage, ob Egon Schiele wirklich mit der postmodernen Pop Art eines Jürgen Klauke, einer Louise Bourgeois, einer Chloe Piene oder Sarah Lucas in einen Dialog treten will. Schiele war in erster Linie Aktzeichner. Die Faszination mit dem menschlichen Körper prägte sein Kunstverständnis.

Eigenartigerweise blieb er immer bei den eckigen Formen, charakteristisch für einen schnellen, ersten Entwurf, den er in seiner Unfertigkeit und Krassheit als expressionistisches Ausdrucksmittel entdeckte und in seiner akzentuierten, schonungslosen Nacktheit als menschlichen Akt bestimmte. Trotzdem bleibt Schiele bodenständig, auch wenn es 270 Selbstdarstellungen von ihm gibt. Es waren noch keine Selbstinszenierungen wie in der Pop Kunst eines Jürgen Klauke, sondern fast fanatische Körperstudien um über die Nacktkeit zum Wesen des menschlichen Körpers vorzudringen. Ob Schieles Frauenakte etwas mit "Begehrlichkeiten" zu tun haben, wie es von der Kuratorin Verena Gamper impliziert wird, ist fraglich.

Sie schreibt, "das Begehren des Mannes wird zum eigentlichen Bildinhalt".Der Versuch Schiele in die moderne Pornografie Debatte hineinzuziehen scheitert an seiner absoluten künstlerischen Integrität, für die die nackte menschliche Form naiver Ausdruck von Dasein ist. Gewissermaßen ist es eine Gegendarstellung zur überhöhten, lüsternen Körper Darstellung. Kein Wunder also, dass sich angeblich Kaiser Franz Josef beim Anblick eines lebensgroßen sitzenden Frauenakts von Schiele bei einer Ausstellung 1910 in Wien mit den Worten abgewandt hat, "das ist ja ganz entsetzlich". Letztendlich liegt Kunst doch in den Augen des Betrachters. Auf alle Fälle eine spannende Ausstellung im Leopold Museum Wien.

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