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Neil Beloufa. Global Agreement in der Frankfurter Schirn

Verantwortlicher Autor: Schirn Kunsthalle Frankfurt / Kirsten Ernst Frankfurt am Main, 17.08.2018, 00:09 Uhr
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Neïl Beloufa, Sustainable Development, MRAC Sérignan, 2017
Neïl Beloufa, Sustainable Development, MRAC Sérignan, 2017  Bild: © the artist & VG Bild-Kunst, Bonn 2018, Foto: Aurélien Mole

Frankfurt am Main [ENA] Die Schirn zeigt sich bald vollständig in erneuertem Gewand. Doch noch ist die Sanierung der Schirn Kunsthalle bis September in vollem Gange. Doch am 22. August will die Schirn wieder Publikum empfangen. Beim großen Sommerfest und ihrer Ausstellungseröffnung mit Neil Beloufa „Global Agreement“.

Vom 23.08. - 28.10.2018 präsentiert die Schirn Kunsthalle Frankfurt die neueste filmische Arbeit des 33-jährigen, französischen Video- und Installationskünstlers Neil Beloufa. Den Besucher erwarten mit „Global Agreement“ skulpturale und begehbare Installationen des Künstlers in der öffentlich zugänglichen Rotunde und einem angrenzenden Ausstellungsraum. In den Skulpturen kann der Besucher auf verschiedenen Monitoren Sequenzen von Interviews entdecken.

Beloufa widmet sich dabei dem menschlichen Körper in seiner diskursiven und politischen Bedeutung. Sein Interesse gilt dem Militär, den Waffen, der Fitness, Schönheit, dem Körperkult sowie der Inszenierung von Macht. Macht ist ein zentrales und wiederkehrendes Thema in seinem Werk. Auf der einen Seite, der gesellschaftliche Konflikt zwischen Dominanz und Unterdrückung. Auf der anderen Seite, die Macht der Bilder, die diese für die Wahrnehmung und Deutung der Wirklichkeit haben. Die Videoarbeit basiert auf Interviews, die der Künstler mit Soldatinnen und Soldaten aus unterschiedlichen Ländern geführt hat.

In den sozialen Netzwerken überwiegt bei den Soldatinnen und Soldaten eine spezifische Selbstdarstellung. Sehr oft in Posen, die der Mode- und Lifestyleindustrie entlehnt wurden. In den persönlichen Videointerviews mit dem Künstler berichten die Soldatinnen und Soldaten aus ihrem beruflichen Alltag, wie sie in den jeweiligen Militärlagern und Stützpunkten leben. Oder auch aus welchen Gründen sie der Armee beigetreten sind, welche Hoffnungen und Ängste sie bei ihren möglichen oder tatsächlichen Einsätzen haben, und welche prägenden Erfahrungen sie im Dienst für ihre Nation gemacht haben.

Zentrum und Ausgangspunkt in Neïl Beloufas Werk ist der Film als künstlerisches Medium. Daraus entlehnt, wendet er Set, Licht, Perspektive und Schnitt für die Entwicklung seiner Videoarbeiten, Skulpturen und Installationen an. So sind seine Installationen und Räume Ausdrucksformen der filmischen Erzählung; in und auf ihnen wird das jeweilige Narrativ abgebildet. In Beloufas Videoarbeiten verschmelzen Fiktion und Realität. Von seiner eigenen Wahrnehmung irritiert, kann der Betrachter zwischen wahr und falsch nicht mehr unterscheiden. Immer wieder setzt sich Beloufa in seinen Arbeiten auch mit der Kunst, mit seinem eigenen Tun als Künstler auseinander.

Seine Werke entstehen in der Zusammenarbeit mit seinen Protagonisten und er versucht seine eigene Position als Künstler und seine Subjektivität als Autor zu eliminieren. In „Global Agreement“ wirft der Künstler Fragen physischer Präsentation wie auch der Rezeption und der Einbeziehung des Betrachters auf. Beloufa arbeitet dabei mit Strategien, die Klarheit verweigern: denn es wird weder der übergeordnete militärische Kontext sichtbar, da die Protagonisten nicht durch Kleidung in ihrer Funktion zu erkennen sind, noch wird das Gespräch im Dialog wiedergegeben.

Der Künstler als Interviewer bleibt vollständig abwesend. Genauso wie die filmische Narration in „Global Agreement“ ist auch die Videoarbeit letztlich nicht abgeschlossen. Beloufa lässt die Frage nach einer Fortführung der Arbeit offen – sie stellt vielmehr den Beginn einer Auseinandersetzung dar. Am 22. August 2018 um 19 Uhr wird die Ausstellung mit dem jährlichen Schirn-Sommerfest eröffnet. Der Eintritt zur Ausstellung ist frei. Am ersten Besuchertag, dem 23. August 2018, findet zudem ein Artist Talk im Schirn Café statt. Neïl Beloufa spricht mit dem Kurator der Ausstellung, Matthias Ulrich, über „Global Agreement“.

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