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Hausfassade mit "Corona-Mörder" besprüht

Verantwortlicher Autor: Sergej Perelman Bissingen-Ochsenwang (DE), 29.01.2021, 21:30 Uhr
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"Corona-Mörder". Haus in Bissingen-Ochsenwang mit Graffiti besprüht.  Bild: Elke Rapp.

Bissingen-Ochsenwang (DE) [ENA] Interview mit Elke Rapp über die Graffiti-Schmiererei "Corona-Mörder" an ihrem Haus. Diese wurde am 19. Januar 2021 vermutlich als Antwort auf einen gesellschaftskritischen Spruch von Arthur Schopenhauer auf ihr Haus gesprüht. Frau Rapp wünscht sich einen Dialog mit dem Täter.

Journalist: Elke. Wir kennen uns, deshalb das Du. Am 15. Januar hast du etwas an Deine Hauswand in Ochsenwang gehangen. Erzähl bitte, um was es sich dabei handelt. Elke: Ich bin gerade am Umbauen von einem alten Bauernhaus an der Ortsdurchgangsstraße in Bissingen-Ochsenwang. Im Zuge der Umbaumaßnahmen steht natürlich alles Mögliche herum. Ich habe die Hauswand mit einem Banner plakatiert, der einen Spruch von Arthur Schopenhauer trägt, den ich sehr prägend für diese Zeit finde, nämlich: "Wir sind nicht nur verantwortlich für das, was wir tun, sondern auch für das, was wir widerstandlos hinnehmen."

Journalist: Warum hast Du Dein Haus mit diesem Transparent behangen? Elke: Ich habe das da hingehangen, weil ich finde, dass die Anti-Corona-Maßnahmen der Regierung nicht dem Grundsatz der Verhältnismäßigkeit entsprechen. Die aktuellen Zahlen rechtfertigen nicht einen so gravierenden Einschnitt in unsere Freiheitsrechte. Wir nehmen widerstandslos hin, dass wir uns nicht mehr treffen können, dass wir die wichtigsten, elementarsten Dinge, die das Menschsein ausmachen, nämlich Gemeinschaft und füreinander da sein, nicht mehr pflegen können aufgrund der Distanz- und Kontaktregeln.

Journalist: Es gab kurz nachdem Du den Spruch aufgehangen hast, einen Zwischenfall. Schilder ihn bitte den LeserInnen. Elke: Das Transparent hängt bei mir zwischen zwei Fenstern im 1. Stock. Es ist zu einem Hingucker geworden, zu einem sehr beliebten Objekt hier am Albtrauf. Das merkt man vor allem daran, dass es von vielen Leuten fotografiert wird. Man holt sich gegenüber beim "Rössle" eine Rote Wurst, bemerkt das Transparent und macht einen Schnappschuss davon. Ich habe sehr viele dabei beobachtet. Zwei Tage nachdem ich es aufgehangen hatte, wurde "Coron(o)a-Mörder" an das Haus gesprüht.

Tochter übermalt die Schmiererei.

Journalist: Was hat diese Tat mit Dir gemacht? Elke: Das macht mich natürlich etwas verunsichert und ich hab mir die Frage gestellt: Was muss den Menschen getrieben haben diese Form der Sachbeschädigung zu begehn? War es eine Reaktion auf den Spruch an der Fassade? Später habe ich die Polizei verständigt. Sie haben den Tatbestand "Sachbeschädigung" aufgenommen und waren sehr nett. Weiterhin ist etwas Positives daraus entstanden. Meine Tochter konnte es nicht ertragen, dass da "Mörder" bei der Mama am Haus steht. Sie hat eine Sprühdose genommen und "Beste Mama" drüber gesprüht mit einem großen Herz und damit die negative Botschaft in eine positive verwandelt und damit kann ich auch ganz gut leben.

Elke: Natürlich stieg auch eine Angst in mir hoch: "Was machen sie beim nächsten Mal? Zünden sie einem das Haus an, oder? Wer war das tatsächlich? War das jetzt ein dummer Jungenstreich eines Dorfbewohners oder der "Antifa"? Oder war es tatsächlich jemand, der mir persönlich Böses wollte? Jemand, der einfach mit seiner eigenen Angst nicht anders umzugehen wusste, als sich auf diese Weise zu wehren." Journalist: Der Täter kriminalisiert Dich, denn er stellt Dich als Mörder dar. Was meinst Du: Wie kommt dieser Mensch dazu, so etwas über Dich zu denken?

Elke: Ich kann natürlich nicht beurteilen, wer es war. Dementsprechend kann ich auch die Person nicht einschätzen, die das hingesprüht hat. Ich weiß auch nicht warum "Mörder", weil ich diejenige bin, die auf alle Menschen positiv und offen zugeht. Ich kann mir selber einfach nicht erklären, ob der Spruch denjenigen so gereizt hat, dass er so darauf reagiert hat. Das sind lediglich Mutmaßungen. Ich hätte mir gewünscht, dass die betreffende Person bei mir geklingelt hätte und das Gespräch mit mir gesucht hätte. Das hätte ich für sehr wichtig gefunden, um so die Möglichkeit zu bekommen auch mögliche Ängste des Anderen wahrzunehmen. Hat er Angst? Warum Mörder? Ich bin niemandem zu nahe getreten; zumindest nicht physisch, wenn dann psychisch.

Journalist: Siehst Du einen möglichen ursächlichen Zusammenhang zwischen der Corona-Berichterstattung in den Leitmedien und der Tat dieses Menschen? Elke: Menschen, die nur Leitmedien konsumieren, sind natürlich nur in eine Richtung geprägt. Rund um die Uhr wird dort von steigenden Neuinfektionen und noch mehr Toten berichtet. Doch dabei vermitteln sie ein stark verzerrtes Bild der Realität. Zunächst mal handelt es sich um Positiv-Getestete und man weiß nicht, ob diese überhaupt Symptome haben, also ob sie wirklich krank sind. Darauf weisen Virologen wie Prof. Hendrik Streeck und Prof. Klaus Stöhr hin. Was wäre passiert, wenn man zur Grippe-Saison 2017/18 so die Kamera draufgehalten hätte, als an die 25.000 Menschen verstarben?

Journalist: Könnte es sein, dass Menschen sich in diesem Zusammenhang irgendwann radikalisieren und Gewalt anwenden? Elke: Die Tatsache, dass die Menschen immer weiter in die Enge getrieben werden durch die Kontaktbeschränkungen und ihr Wirkungskreis weiter eingeschränkt wird, spricht dafür, dass sie es sich irgendwann ein mal nicht mehr gefallen lassen. Dabei ist die Frage: Wie kanalisiere ich meine Angst? - Indem ich jemand anders was kaputt mache? Oder indem ich versuche, einen neuen Blickwinkel auf die Sache zu bekommen.

Journalist: Was kann jeder Einzelne tun, damit sich die Gräben zwischen den Menschen nicht vertiefen? Elke: Ich würde mir wünschen, dass man die Ängste des Einzelnen benennt. Ich habe jetzt z. B. Existenzängste oder: Ich habe jetzt Angst vor dem Tod, was ja auch jeder hat. Oder ich habe Angst, dass die Wirtschaft zusammenbricht und ich deswegen arbeitslos werde. Manche haben Angst, dass wir unsere Demokratie verlieren. Liebevoll miteinander umgehen - das ist das Allerwichtigste. Wenn man erkennt, dass ein Mensch Angst hat, dass man nicht gegeneinander arbeitet, sondern miteinander. Was ist den Medien ankreide, ist diese Angstschürerei. Es ist nicht gerechtfertigt, derartige Ängste bei der Bevölkerung zu produzieren. Sag ich jetzt.

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